Mit Christoph Geiselmayr stand seit Oktober 2020 ein gebürtiger Österreicher an der Spitze von
Media Markt Schweiz, bis dieser im Dezember 2021 seinen Posten sowie das Unternehmen aus persönlichen Gründen bereits wieder verliess. An seine Stelle ist der Italiener Vittorio Buonfiglio getreten, der schon seit 2018 unter anderem als Co-Chief Operating Officer (COO) für Media Markt Schweiz und zuletzt als Interims-CEO tätig war, bevor er bei der Ernennung von Geiselmayr zum Schweizer Geschäftsführer zu Media Markt Benelux wechselte. Dort übernahm er die Rolle des Country Manager Sales und damit die Verantwortung für das operative Geschäft. Buonfiglio ist nun also in die Schweiz zurückgekehrt und bewegt sich hier auf bekanntem Terrain.
Auf der Suche nach Kontinuität
Der neue Chef des Schweizer Ablegers von Media Markt betont, dass seine Ernennung nichts mit dem Geschäftsgang des Unternehmens zu tun hatte: «Christoph Geiselmayr hat das Unternehmen aus rein persönlichen Gründen verlassen. Der Wechsel an der Spitze war also keine Entscheidung seitens
Media Markt, sondern fand als Folge der Vakanz statt. In der Tat gab es in den letzten rund fünf Jahren aber eine Abfolge von Situationen, die zu einer Instabilität des Managements von Media Markt in der Schweiz geführt haben.» Dazu gebe es allerdings anzumerken, dass in einem internationalen Unternehmen wie Media Markt der Austausch zwischen den Ländern rege sei, und dieser habe sich in den letzten Jahren sogar noch intensiviert. «Dies ist mit ein Grund für die vielen Wechsel an der Spitze von Media Markt hierzulande. Eine solche Entwicklung gibt den Managern aber auch die Möglichkeit zu wachsen und neue Erfahrungen zu machen, was wiederum dem gesamten Unternehmen zugutekommt.»
Buonfiglio selbst hat von diesem System profitiert. Er bringt sowohl internationale Erfahrung als auch Kenntnisse des Schweizer Marktes in seine neue Position mit. Mit diesem Rüstzeug schickt er sich unter anderem an, die Reorganisation abzuschliessen, die unter seinem Vorgänger angestossen wurde. «Wir sind noch dabei, die Strukturen anzupassen, vor allem im Bereich E-Commerce und Category Management. Für letzteres hat im Februar Sarah Fuchs die Verantwortung übernommen. Mit ihr überarbeite ich derzeit alle Produktekategorien von A bis Z, und am 11. Mai werden wir in Zürich einen Event abhalten, an dem wir alle unsere Lieferanten über unsere Strategie informieren werden.»
Positive Signale aus dem Retail
Mit den Resultaten aus dem stationären Handel zeigt sich Buonfiglio bislang sehr zufrieden. Im Zuge der Lockerungen aufgrund der sich abschwächenden Coronapandemie haben diese merklich angezogen. «Seit Januar profitieren wir klar von den schrittweisen Öffnungen der Geschäfte. Gerade im Vergleich zum letzten Jahr mit seinen Lockdowns haben wir sehr gute Umsätze erzielt und konnten sowohl im Januar als auch im Februar Marktanteile hinzugewinnen. Der März war verhaltener, aber der April hat bereits sehr gut begonnen und liegt über den Werten des Vorjahres», so Buonfiglio.
Auch deshalb hält
Media Markt weiterhin an seiner Omnichannel-Strategie fest, wie der Schweizer Chef ausführt: «Die Kunden sollen uns sowohl offline als auch online finden können, und zwar so einfach wie möglich und ohne Hindernisse. Wir kommen historisch gesehen aus der Offline-Welt und haben in der Schweiz mittlerweile 25 Stores, die zu den umsatzstärksten in Europa zählen, gleichzeitig arbeiten wir weiter an neuen Store-Konzepten, weil sich die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden konstant wandeln.» Laut Buonfiglio plant Media Markt in der Schweiz, sein Filialnetz mit zusätzlichen Smart Stores auszubauen, um noch näher bei den Kunden zu sein. Solche Ladenlokale befinden sich vorzugsweise an stark frequentierten Standorten in Städten, weisen kleinere Verkaufsflächen auf und bieten den Kunden ein Standardsortiment, verschiedene Services sowie eine Pick-up-Möglichkeit.
E-Commerce und Services als Wachstumsfaktoren
Auch im Online-Geschäft tut sich bei
Media Markt etwas. Wie Buonfiglio erklärt, sei man gerade dabei, mit einem externen Partner den E-Commerce-Bereich auszubauen. Mehr Details dazu darf der hiesige Geschäftsführer jedoch nicht verraten. Auch die bereits von Christoph Geiselmayr angekündigte neue Plattform mit integriertem Marketplace steht in den Startlöchern. Laut Buonfiglio wird sie aber zunächst in den Niederlanden und Italien ausgerollt, während das Datum für die Lancierung in der Schweiz noch nicht festgelegt ist.
Als Omnichannel-Unternehmen kann Media Markt laut Buonfiglio aber vor allem durch Services punkten, die lokal in einem Store erbracht werden. Diese gehen mit den Online-Dienstleistungen des Unternehmens Hand in Hand. «Wir werden schon bald einen Pick-up innert 30 Minuten anbieten, ausserdem können alle unsere Stores das Shipping online gekaufter Produkte abwickeln. Darüber hinaus sind wir auch ein offizieller Reparatur-Dienstleister für Apple-Produkte», betont der CEO. Wie er anfügt, seien solche Services zentral für das weitere Wachstum des Unternehmens und würden ein Bedürfnis der Kunden abdecken: «Laut Zahlen von Gfk, die Ende letzten Jahres erhoben wurden, kaufen mehr als 65 Prozent der Schweizer Kunden lieber offline ein, weil der Kontakt zu einem Kundenberater ihnen beim Kauf ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Und: In unseren Stores werden TVs von mehr als 35 Prozent der Kunden mit einem Kalibrierungs-Service für das Gerät gekauft.»
Seit einiger Zeit schon will Media Markt auch stärker im B2B-Bereich Fuss fassen. Dieser wuchs zwar im letzten Jahr, doch dessen Leiter, Dominik Kargl, verliess das Unternehmen im Oktober 2021 nach nur zwei Jahren. Vittorio Buonfiglio versichert aber, dass die Geschäftskundensparte weiterhin stark wachse und auch unter dem neuen Leiter Thomas Häuselmann vorangetrieben werde. Gleichzeitig räumt er jedoch auch ein, dass man im B2B-Bereich noch nicht auf dem gewünschten Niveau sei: «Wir befinden uns im B2B-Geschäft noch im Aufbau. Künftig werden wir ein zentrales Team haben, das sich um die mittleren bis grossen Kunden kümmert, und dazu noch mehrere lokale Hubs in grösseren Schweizer Städten, über die wir näher bei den Geschäftskunden sein wollen. Wir planen, bis Ende Jahr mit den neuen Strukturen und Prozessen sowie mit voller Kraft loslegen zu können.»
Alles dreht sich um die Kunden und um das Team
Zentral ist für Vittorio Buonfiglio der Fokus auf die Kunden. Dem CEO zufolge müssen sich alle Entwicklungen eines Unternehmens um die Kundenzufriedenheit drehen: «Die Kundenzufriedenheit ins Zentrum zu stellen, ist die einzig sinnvolle Strategie. Seit Januar haben wir uns in der Kundenzufriedenheit um 14 Punkte verbessert und waren im Februar innerhalb der Media-Markt-Gruppe das zweitbeste Land Europas. Grund dafür ist unter anderem, dass wir die Kunden-Feedbacks täglich sichten und konkrete Massnahmen daraus ableiten.» Ausserdem arbeitet
Media Markt gemäss Buonfiglio neuerdings verstärkt an einer positiven Wahrnehmung des Unternehmens bei potenziellen Kunden auf externen Plattformen wie Toppreise.ch und Trustpilot.com. Seiner Ansicht nach wissen diese heute noch zu wenig, welchen Mehrwert und welche Dienstleistungen Media Markt ihnen bieten kann.
Was seine Rolle als Geschäftsführer von Media Markt Schweiz angeht, so hat Vittorio Buonfiglio klare Ziele vor Augen: «Ich will die Belegschaft zu einer eingeschworenen Mannschaft formen. Das bedeutet, zusammen zu arbeiten, sich zusammen am Erfolg zu erfreuen und auch zusammen die Ärmel hochzukrempeln, wenn es Hindernisse zu überwinden gilt. Ich bin der Überzeugung, dass persönliche und geschäftliche Erfolge auf der Fähigkeit eines Managers beruhen, die richtigen Menschen zusammenzubringen und sie zu motivieren, mit einem Lächeln zu arbeiten. Die Mitarbeitenden in den Stores legen einen hervorragenden Spirit an den Tag, der sehr wertvoll ist. Mein Ziel ist es, diese Energie zu nutzen, um die Verzahnung zwischen den Stores, dem E-Commerce und der Zentrale von Media Markt zu vertiefen.» Für den neuen Geschäftsführer ist dies eine Herzensangelegenheit. Auch deshalb richtet er sich einmal im Monat via Videobotschaft an die gesamte Schweizer Belegschaft und informiert diese unter anderem über den Geschäftsgang oder neue Initiativen.
(luc)