Bei der japanischen Bonsai-Technik hindert man Bäume an ihrem natürlichen Wachstum.
Wer heute in der IT-Industrie noch wächst, kann froh sein. Dies trifft nicht bloss auf die Internet-Branche zu, die wir in dieser Ausgabe mit unserem ersten Fokus-Thema anlässlich der bevorstehenden Internet Expo beleuchten.
Vor einem Jahr verzeichnete nach Aussagen der iEX-Aussteller die Branche im Durchschnitt noch ein Wachstum von 40%. Heute können die meisten Webdienstleister froh sein, wenn Sie im 2001 die Umsätze des Vorjahres halten konnten.
Die Internet-Branche wurde nicht wie ein Bonsai-Baum von aussen dazu gezwungen, ihr Wachstum einzuschränken, obwohl dies so, oft unter Beizug der berühmten «Marktgegebenheiten», behauptet wird. Nein, die Internet-Branche hat sich selbst in die Schranken gewiesen, weil sie sich in ihrer Wachstumsgier überfressen hatte.
Im letzten Jahr zeichneten sich zwei Strategiewechsel ab. Erstens hat man eingesehen, dass man als Schweizer Agentur nicht auf der ganzen Welt präsent sein muss, und schon gar nicht kann. Zweitens zeichnet sich ab, dass mit der «Wir-können-alles-Strategie» der Schuss nach hinten losging.
Beispiel gefällig? Pixelpark etwa will sich mit einem «sinnvoll gebündelten Angebotsportfolio» auf die vielzitierten Kernkompetenzen und auf die Stamm-Märkte konzentrieren. Die grösste Webagentur Europas hat eingesehen, dass sie nicht mit Full-Service-IT-Dienstleistern, Beratungsunternehmen oder Werbeagenturen konkurrieren kann. Und sie wird sich auf den deutschprachigen Raum und Frankreich beschränken. Grössenwahn ist out, er kostet Geld.
Die Berner Webagentur Unic ist innerhalb eines Jahres hauptsächlich mit KMU-Kundschaft und ohne nennenswertes Marketingbudget in aller Stille in unsere Übersicht der «Big Player im Schweizer Web-Business» aufgestiegen. Bescheidenheit ist in, sie bringt Geld.