Teutonische Wachstumspläne

T-Systems-CEO Lothar Pauly präsentierte sich letzte Woche in Berlin nach 100 Tagen im Amt vor der Presse. Er will in der Schweiz unter die Top 3 der IT-Dienstleister, dafür aber keine Projekte zu Kampfreisen realisieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/02

     

Rund 100 Tage ist Lothar Pauly (Bild) als CEO von T-Systems inzwischen im Amt. Am internationalen Pressekolloquium der Deutschen Telekom in der eindrücklichen Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens in Berlin hat der hünenhafte Manager jetzt die Muskeln spielen lassen: «In unseren acht Fokusländern wollen wir unter die ersten drei der IT-Dienstleister vorstossen», sagte er. Zu diesen Fokusländern gehört neben Frankreich, Spanien, Italien, Österreich und den Benelux-Staaten auch die Schweiz.
Dieses ambitiöse Ziel für T-Systems, die mit global 55 000 Mitarbeitenden klar der grösste paneuropäische Anbieter ist, will Pauly wenn nötig auch mit anorganischem Wachstum mit Übernahmen also erreichen. Dar­über werde allerdings erst weiter diskutiert, wenn die Integration von Gedas, der IT-Abteilung von Volkswagen, abgeschlossen sei.

Wachsen im Ausland – Swisscom stärkste Schweizer Konkurrenz

Das Wachstum soll vor allem im Ausland generiert werden: «Ich habe noch nie in meiner Laufbahn in einem Geschäft gearbeitet, das 85 Prozent seines Umsatzes in Deutschland macht», meinte der frühere Siemens-Manager. Mittelfristig will er den Auslandsumsatz von T-Systems auf 30 Prozent steigern, natürlich ohne in Deutschland einzubrechen. Die internationale Aufstellung sieht er denn auch als Schwäche des Unternehmens: «Wir müssen international noch stärker werden», sagt er. In der Schweiz präsentiert sich die Situation allerdings ein wenig verfahren: Ausgerechnet vom Ex-Monopolisten Swisscom, der die IT zur strategischen Stütze seines Geschäftes erklärt hat, erhält T-Systems Schweiz harte Konkurrenz am Markt. Im Jahr 2004 hat Swisscom den Deutschen mit Tamedia und Ascom wichtige Outsourcing-Deals vor der Nase weggeschnappt. Immer wieder wurde von Mitbewerbern auch der Vorwurf von Dumping-Preisen an die Adresse der Berner gerichtet: «Wir gehen in die Projekte rein, wenn wir ein Offering haben. Ich mache kein Harakiri, auch nicht in der Schweiz», sagt Pauly zu IT Reseller.

Banking-Projekte im Visier

Auch Gregor Stücheli, CEO von T-Systems Schweiz, relativiert: «2004 war ein schwieriges Jahr. 2005 allerdings war unser bis anhin bestes Jahr in der Schweiz», sagt er. Mit der Graubündner Kantonalbank, Clariant, der Verlängerung der wichtigsten Teile des riesigen SBB-Outsourcings und rund zwei Dutzend weiteren Aufträgen dürften Stücheli und seine 1100 Mitarbeitenden einen Umsatz erwirtschaftet haben, der mit Sicherheit höher als die 2004 ausgewiesenen 500 Millionen Franken liegt.
Unter anderem im Bankingbereich sieht Stücheli weiteres Potential: «Als einziger ICT-Dienstleister können wir den Betrieb von Avaloq und von Finnova anbieten», sagt er. Dass Swisscom sich mit Comit einen Avaloq-Implementierer einverleibt habe, würde T-Systems am Markt eher einen Vorteil verschaffen: «Die Banken bevorzugen den Wettbewerb und wollen getrennte Verträge für Implementierung und Betrieb», sagt er zu IT Reseller. Und gibt sich optimistisch: «Ich hoffe, dass wir in der Schweiz in diesem Jahr zwischen zwei und fünf Bankendeals werden abschliessen können.» (bor)


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