Mit gerade einmal 17’081 Besuchern erlitt die grösste IT-Messe der Schweiz, die Orbit-iEX, im vergangenen Jahr einen regelrechten Einbruch. Insgesamt wurden 4500 Tickets weniger abgesetzt. Nicht zuletzt hätten die mit rund 30 Grad Celsius ungewöhnlich hohen Temperaturen zum Besucherschwund beigetragen, verlauteten darauf die Organisatoren. Tatsächlich dürfte das hochsommerliche Wetter so manchen Anzug zum Dampfen gebracht haben. Dass man nicht die ganze Schuld dem Wetter in die Schuhe schieben kann, gibt auch Messeleiter Giancarlo Palmisani zu: «Wir haben bei der Analyse der Gründe für den Besucherrückgang festgestellt, dass die Orbit-iEX in der Öffentlichkeit fälschlicherweise als reine Technologiemesse wahrgenommen wird», beschreibt er das Problem im Gespräch mit IT Reseller. «Wir haben deshalb insbesondere an der Kommunikation nach aussen gearbeitet.»
Talsohle erreicht
Für Palmisani geht es in diesem Jahr in erster Linie darum, eine Trendwende herbeizuführen. Einfach wird dieses Unterfangen jedoch nicht: Schon jetzt ist klar, dass die Messe kleiner ausfallen wird als 2007. Der Ausstellerrückgang beträgt rund 20 Prozent oder 100 Aussteller.
Das hat natürlich auch Auswirkungen an die Ausstellungsfläche: Die beiden Hallen im Kellergeschoss werden in diesem Jahr nicht mehr genutzt. Stattdessen werden die übrigen vier Hallen besser ausgelastet. «2007 hatte es ein paar Lücken. Flächenmässig waren etwa fünf Hallen belegt», so Palmisani. Die Gesamtfläche sinkt somit um rund eine Halle oder 2500 Quadratmeter. Insgesamt werden 400 Unternehmen mit einem Stand präsent sein. Dabei haben die Organisatoren auch Pech und mit Terminkollisionen zu kämpfen: Ein prominenter Abwesender ist beispielsweise der Business-Software-Anbieter
SAP.
Die Walldorfer haben in diesem Jahr ihre Hausmesse
Sapphire vom Juni auf den Mai vorverlegt, weshalb die Schweizer Verantwortlichen nach Berlin anstatt nach Zürich pilgern werden. Weitere Absagen musste Palmisani von
Canon (Euro 2008),
Microsoft (Xdays), HP, Ispin oder
RedIT entgegennehmen. Die Begründungen für die Abwesenheit an der grössten Branchenmesse des Landes sind so vielfältig wie die Tätigkeitsfelder der fehlenden Firmen. Wie der Artikel auf Seite 32 zeigt, gibt es aber auch andere Töne. Grosse Anbieter wie beispielsweise
Cablecom Business oder
Xerox sind an die Orbit-iEX zurückgekehrt. Da die Zahl der Aussteller einen direkten Einfluss auf die Zahl der Besucher hat, sieht es vordergründig nicht besonders gut aus. Doch der unverwüstliche Palmisani ist, wie könnte es anders sein, zuversichtlich, die Zahl von 17’000 Besuchern von 2007 auch in diesem Jahr halten zu können. «Der Rückgang war doch ziemlich heftig. Ich glaube nicht, dass die Besucherzahl noch weiter sinkt.»
Fachchinesische Ausdrücke eliminiert
Für die Messeveranstalter handelt es sich bei der Kommunikation mit potentiellen Besuchern stets um eine Gratwanderung zwischen Masse und Klasse. Viel Publikum soll es zwar sein, aber bitte nur Leute mit Einfluss auf IT-Entscheide in Unternehmen. Doch gerade im KMU-Umfeld, dem erklärten Zielsegment der Messeleitung, trifft der klassische IT-Fachjargon oft auf Unverständnis.
Als erster Schritt wurde die Messe daher - wie ihre grosse Schwester, die Cebit in Hannover - neu konzipiert und besser auf die Bedürfnisse der Besucher ausgerichtet. Ausserdem machten sich die Messeverantwortlichen in Zusammenarbeit mit Experten des Berner Beratungsunternehmens Dr. Sieber & Partners daran, unverständliche IT-Begriffe zu «entmystifizieren», sprich ins Deutsche zu übersetzen. «Es handelt sich klar um eine Messe für IT-Entscheider und nicht für Technologie-Spezialisten. Das zu kommunizieren ist für uns ein zentrales Anliegen», so Palmisani. Herausgekommen sind acht verschiedene Querschnittthemen mit den leicht verständlichen Namen «Suchen & Finden im Internet», «E-Mail-Management», «Daten schützen und sichern», «Firmenauftritt im Internet», «Integrierte Kommunikation», «Online-Marketing», «Computergestützte Zusammenarbeit» und «ICT-Beschaffungskompetenz». Auf der Messe-Homepage stehen den Besuchern zudem zu sämtlichen Themen ausführliche Dossiers oder kompakte Checklisten bereit, mit denen sich Interessierte effizient auf den Messebesuch vorbereiten können und erfahren, wo die entsprechenden Lösungen zu finden sind.
Als Konsequenz der Neuausrichtung der Messe an der Perspektive des Besuchers werden auch die Messehallen neu gegliedert: In den Hallen drei und vier werden IT-Anwendungen wie Business-Software, E-Business sowie Büro-Ausrüstung und Papier-Management zu finden sein, während die Hallen fünf und sechs mit IT-Basisstrukturen wie Hardware, mobilen Anwendungen, Peripheriegeräten, Internet-Anbietern, Netzwerk- und Sicherheitskomponenten aufwarten.
Kommunikativer Neustart
Doch das beste Konzept hilft wenig, wenn das potentielle Publikum nichts davon erfährt. «Wir haben darum unsere Marketinganstrengungen in diesem Jahr noch erhöht», so Palmisani. Wie die Organisatoren herausfanden, stammten die 4500 im Vorjahresvergleich Abwesenden zum grössten Teil aus der Region Zürich. Lediglich 1200 sind in der restlichen Schweiz angesiedelt. Man konzentriere sich deshalb in Sachen Kommunikation insbesondere auf die Limmatstadt. Als besonders hilfreich könnte sich also die in diesem Jahr erstmals aufgegleiste Medienpartnerschaft mit dem «Tagesanzeiger» erweisen. Hier wurden Inserate im Wirschaftsteil geschaltet und der Messeprospekt als Beilage angeboten.
«Im Bezug auf den Marktauftritt ist die Orbit-iEX 2008 klar als Neustart zu verstehen», sagt Palmisani. Deshalb wurden die Informationen auch an verschiedenste Branchenverbände geschickt, damit diese ihre Mitglieder über Branchenlösungen informieren können und ihnen einen Messebesuch ans Herz legen. Mittelfristig wollen die Organisatoren so die Besucherzahl wieder auf über 20’000 anheben.
Grösser als je zuvor ist in diesem Jahr der Orbit-iEX E-Starter-Park, der Bereich also, wo Jungunternehmen ihre Firmen für wenig Geld präsentieren können. Insgesamt 42 Startups profitieren vom «Rundum-Sorglos-Paket», das neben einem kleinen Stand auch eine Bar, Sitzungsräume und einen Catering-Service beinhaltet.
Hersteller-Award zum Zweiten
Ein Novum gibt es gleich am Eröffnungstag der Orbit-iEX 2008: Erstmals wird die Verleihung der «IT Reseller Hersteller-Awards» mit einer feierlichen Zeremonie begangen und die besten Hersteller aus den Kategorien «Clients und Server», «Peripherie und Komponenten», «Netzwerke und Speicher» und «Software» für ihre gute Leistung belohnt. Dann steht fest, ob die Gewinner der im letzten Jahr erstmals vergebenen Auszeichnung ihren Titel verteidigen konnten oder bald den neuen Champions Platz machen müssen.
Auch auf die teilnehmenden Wiederverkäufer warten schöne Preise: Zwei von ihnen werden von
Alltron und BCD-Sitrag in einen luxuriösen Urlaub nach Thailand oder St. Moritz geschickt.
Ausbildung zentrales Thema
Neben der Organisation der Messekonferenz (Artikel Seite 34), wird die Vogel Business Media mit ihren Fachzeitschriften IT Reseller und Infoweek natürlich auch in diesem Jahr mit einem Stand vertreten sein (Halle 4 / Stand 44). Mit von der Partie ist diesmal auch der Branchenverband Swiss ICT, der am Messestand mit eingenem Personal anwesend sein wird und den Besucherinnen und Besuchern einen umfassenden Einblick in zentrale Themen rund um Informatikberufe, die Aus- und Weiterbildung sowie die aktuell in der Schweiz bezahlten Saläre geben wird.
Mit dem gleichen Anliegen ist auch das von den Branchenverbänden ins Leben gerufene Projekt «Jahr der Informatik» am Informatica-08-Stand vertreten und die Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) wird auch in diesem Jahr mit dem Institut für angewandte Informationstechnologie im Solution Park am Stand B35 vertreten sein. (Markus Gross)