Es wird gefeuert

Die aktuelle Wirtschaftskrise äussert sich nicht zuletzt in Ankündigungen und Gerüchten betreffend Entlassungen. Insbesondere internationale und börsenkotierte Unternehmen streichen momentan munter Stellen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/01

     

Kaum kündigt sich eine Krise an, überbieten sich insbesondere internationale und börsenkotierte Unternehmen in der Ankündigung von Entlassungen und Restrukturierungen. Doch die kleine Beruhigungspille zu Beginn: Bei den grössten Entlassungsmeldungen handelt es sich um Gerüchte. Ob und wie gross sie tatsächlich ausfallen werden, wird sich erst noch weisen.

So soll beispielsweise Microsoft den Abbau von 15’000 Arbeitsplätzen planen. Zumindest kündigt das der Gerüchteblog «Fudzilla» unter Berufung auf «verschiedene Quellen» an. Dabei werden sogar am meisten betroffene Geschäftsteile und geografische Re­gionen genannt: Europa müsse sich warm anziehen und insbesondere die MSN-Abteilung werde Haare lassen. Bei Microsoft will man sich nicht zu der Meldung äussern: «Wir kommentieren keine Gerüchte», so Microsoft-Sprecherin Barbara Josef. Dass die Suchmaschinen-Sparte von Microsoft redimensioniert werden könnte, leuchtet angesichts schwindender Marktanteile ein.

Suchmaschinen in der Krise

Damit ist auch gleich ein Bogen zu Yahoo gespannt. Der Suchmaschinenpionier kommt nach der geplatzten Übernahme durch Microsoft und der abgeblasenen Kooperation mit Google einach nicht mehr zur Ruhe. Jetzt sollen weitere 1500 Stellen abgebaut werden. Mittlerweile trauern wohl viele Aktionäre der Möglichkeit nach, das Unternehmen für 47 Milliarden Dollar an Microsoft zu verkaufen.


Auch der für Yahoos Krise mitverantwortliche Internet-Gigant Google musste im zehnten Jahr seines Bestehens erstmals erfahren, wie volatil der Werbemarkt insbesondere in Krisenzeiten ist. Zwar äusserte sich Google nicht betreffend der Zahl der abzubauenden Stellen, doch Experten gehen davon aus, dass vor allem die rund 10’000 temporär angestellten Mitarbeiter akut gefährdet sind. Laut Schätzungen wurden bereits 3000 von ihnen auf die Strasse gestellt.

Unsicherheit weitherum spürbar

Beim kriselnden CE-Riesen Sony gehen die Prognosen weit auseinander. Je nach Quelle ist von einem Abbau zwischen 8000 und 16'000 Arbeitsplätzen die Rede. Auch die Schliessung ganzer Werke soll zur Diskus­sion stehen.
Auch bei IBM beruhen die Meldungen rund um Restrukturierungsmassnahmen auf Gerüchten. Hier sind allerdings interne Quellen verantwortlich. Laut der inoffiziellen Arbeitnehmervertretung Alliance@IBM stehen 15’000 Arbeitsplätze auf der Abschussliste. Genaue Zahlen sollen noch im Januar, während der Bekanntgabe der Jahreszahlen kommuniziert werden. Einen offiziellen Kommentar blieb IBM bislang schuldig.
Beschlossene Sache ist der Stellenabbau beim Speicherriesen EMC. Hier sollen 2400 Angestellte den blauen Brief erhalten. Ob und wie viele Arbeitsplätze in der Schweiz betroffen sind, bleibt das Geheimnis des Konzerns.


Mittlerweile stimmen auch Schweizer Unternehmen ins internationale Streichkonzert ein. Der Peripheriegeräte-Hersteller, der kürzlich noch den Verkauf der milliardsten Maus feierte, stellt 15 Prozent seiner Belegschaft auf die Strasse. Das betrifft rund 500 der insgesamt 3500 direkt von Logitech bezahlten Angestellten. Wie viele der 5500 Personen in chinesischen Subunternehmen betroffen sind, ist offen. Auch die Zahl der hierzulande Betroffenen ist geheim. Zweiter Schweizer auf der Liste ist der Kabelnetzbetreiber Cablecom. Hier müssen bis zu 150 Angestellte ihren Schreibtisch räumen - inklusive Chef.

Und es geht weiter und weiter

Die Aufzählung liesse sich fast beliebig weiterführen: Lenovo entlässt 2500 Leute, Dell zieht mit 2200 nach. Bei Adobe sind es 600, der Druckerhersteller Xerox hält mit 3000 entgegen und der angeschlagene Konzern Sun Microsystems baut gar 6000 Stellen ab. Dass der PC-Marktführer Hewlett-Packard im Zuge der Übernahme des Dienstleisters EDS 8400 Personen entlässt, ist da schon fast normal.
Auch Philanthropen bekommen die schwierige Wirtschaftslage zu spüren: Die Nonprofit-Organisation «One Laptop per Child» (OLPC) steckt bis zum Hals in Problemen. So wurde rund die Hälfte der Belegschaft entlassen, wobei gerade mal 32 Angestellte übrig bleiben. Ihnen wird das Salär gekürzt. Das Projekt sieht der Initiant Nicholas Negroponte indes nicht gefährdet. Bald soll die zweite Generation des XO-Laptops entwickelt werden. (Markus Gross)


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