Als erste Baustelle definierte Hensch den Bereich Firmenansiedlung: Die Schweiz sollte dringend zusätzliche High-Tech-Betriebe und innovative Firmen ansiedeln, aber der Bund verhindert mit drastischen Kontingenten, dass kleinere Firmen die dafür notwendigen Experten ins Land holen dürfen. Ähnliches passiert rund um Forschung und Entwicklung: Man möchte internationale Entwicklungs- und Forschungsstandorte anziehen, zwingt aber die Mitarbeitenden per Gesetz zu einer Arbeitszeiterfassung, welche für Fliessband-Arbeit konzipiert wurde.
Die Digitalisierung von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft soll den Standort Schweiz generell attraktiv machen, doch einzelne Branchen betreiben die Abschottung der Schweiz durch Netzsperren und anderes: Geldspiele, Fernmeldegesetz beispielsweise.
Öffentliche Hand als Vorbild?
Leider nein, meint Hensch: Der Bund stellt sich durch absurde Beschaffungsvorschriften und Beschaffungspannen ständig selbst ein Bein. Und auch wer hofft, dass sich die Schweiz als sicheren Datenstandort etablieren und in diesem Geschäftsfeld eine führende Position einnehme, stellt bedauernd fest: Der Staat erweitert gerade massiv den verdeckten Zugriff auf Daten durch Geheimdienst und Strafverfolgungsbehörden.
Aber die Digitalisierung schafft doch so viele Chancen, nimmt Hensch den herrschenden Tenor auf. Und propagiert nicht auch die Politik die Gründung von innovativen KMU und wünscht sich mehr Unternehmer? Doch, natürlich! Nur: Das könne nicht funktionieren, solange die Sozialversicherungen Einzelunternehmer möglichst als Arbeitnehmer behandeln wollten.
Auch bei den Bemühungen, die Schweiz zu einem wichtigen Hub für Start-up-Firmen und Venture Capitalists zu machen sieht Hensch eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Denn verschiedene Kantone wenden Bewertungsmethoden an, welche Firmengründer vergraulen.
Infrastrukturen und Wirtschaft schützen
Deutlich wird Hensch auch, wenn es um Cybersecurity geht: Die Schweiz hat den Auftrag, wichtige Infrastrukturen und die Wirtschaft wirksam vor Cyberangriffen zu schützen – kombiniert aber auf haarsträubende und gefährliche Weise Kompetenzenmangel und Kompetenzgerangel.
Was die Schweiz nicht braucht, fasst Jean-Marc Hensch zusammen, sind eine staatliche Digitale Agenda (mit Gesetzeskraft), staatliche Subventionsprogramme, zunehmende sektorielle Regulierungen, künstliche Grenzen und Abschottungen, einen übertrieben Protektionismus oder womöglich sogar einen Digitalpapst.
Nötig seien vielmehr:
• offene Grenzen für Menschen, Güter, Dienste,
• soziale, politische, gesellschaftliche Stabilität,
• nutzenorientierte Bildungspolitik,
• Ziel- und rechtsgüterbasierte Gesetzgebung,
• Stärkung des Leistungs-/Verursacherprinzips,
• Wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen.
Führt die zunehmende Digitalisierung zu grösserem Stromverbrauch?
Zu Hause, aber auch in der Freizeit, spielen immer mehr und immer leistungsfähigere Elektrogeräte eine wichtige Rolle. Doch obwohl deren Gesamtbestand in der Schweiz in den letzten fünfzehn Jahren um nahezu 40 Prozent zugenommen hat, reduzierte sich deren Stromverbrauch im gleichen Zeitraum um gut 9 Prozent. Im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Consumer Electronics manifestiert sich dieser Effizienzgewinn sogar noch deutlicher.
Swico hat in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Elektrogeräte (EAE) und dem Bundesamt für Energie (BFE) diese erfreuliche Entwicklung in einer neuen Studie dokumentiert. Sie finden die Resultate unter:
http://bit.ly/Swico_Verbrauch