Aufgrund der Coronakrise sind persönliche Kontakte aktuell auf ein Minimum zu beschränken, was nicht zuletzt auch das Abschliessen von rechtsgültigen Verträgen, bei denen die Vertragspartner persönlich identifiziert werden müssen, schwierig macht. Per Anfang April hat der Bundesrat darum reagiert und
eine neue Verordnung bezüglich der elektronischen Signatur erlassen. Diese erlaubt im Wesentlichen die Videoidentifikation nicht nur für den Finanzsektor, wo diese bereits zuvor zulässig war, sondern allgemein – zumindest für eine befristete Dauer von sechs Monaten. Im Zuge dieser Verordnung hat nun die Zürcher Softwareschmiede Ubitec die Autoidentifikationslösung UbiID präsentiert, die es Unternehmen erlauben soll, Neukunden innert Sekunden und rund um die Uhr und ohne menschliches Zutun zu identifizieren.
Ubitec setzt dabei auf Künstliche Intelligenz und Automatisierung. Das Ganze funktioniert folgendermassen: Der Kunde erhält vom Unternehmen respektive dem Vertragspartner einen Link zu UbiID und filmt dann via Webcam respektive Smartphone eine Videosequenz, auf der er Vorder- und Rückseite seiner ID oder seines Passes sowie auch ein Selfie aufnimmt. Nach der Aufnahme ist der Prozess für den Kunden bereits abgeschlossen, sodass der Vertragspartner die Daten umgehend weiterverarbeiten kann. Bei diesem geht der Prozess derweil so weiter, dass die UbiID-Software die Videosequenzen des Endkunden – sprich die Sicherheitsmerkmale des ID-Dokuments und die Aufnahme des Gesichts – analysiert und daraufhin einen Score ausgibt, mit dem die Echtheit und die Übereinstimmung von Dokument und Besitzer beziffert wird. Damit die Identifikation mit absoluter Sicherheit bestätigt und ein rechtsgültiger Vertrag abgeschlossen werden kann, muss beim Unternehmen ein Mitarbeiter die Videosequenz allerdings nochmals sichten. Aber: "Der Einsatz Künstlicher Intelligenz identifiziert bei gleichbleibender Qualität Neukunden und erlaubt es überdies, Missbrauch zu erkennen und Kosten zu reduzieren", so Patrick Brazzale, CEO und Mitgründer von
Ubitec. Zudem extrahiert die UbiID-Software die Informationen und Daten der Dokumente automatisch und stellt sie dem Unternehmen als Download zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.
Aktuell ist UbiID als Stand-alone-Lösung respektive Software as a Service aus einem Schweizer Rechenzentrum erhältlich. Man habe aufgrund der aktuellen Situation schnellstmöglich am Markt sein wollen, so Brazzale. Ein Unternehmen könne UbiID innert weniger Tage an die eigene CI anpassen und in Betrieb nehmen. Später will
Ubitec dann auch ermöglichen, UbiID End-to-End in bestehende Systeme zu integrieren.
Kundenseitig stehen bei Ubitec vor allem die Finanz- und Versicherungsbranche im Fokus. Daneben werden aber auch die öffentliche Verwaltung, der Energiebereich und letztlich jede Branche, die hohe Anforderungen an die Identifikationssicherheit stellt, adressiert. Zu den Kosten erklärt Brazzale, dass UbiID im Paket angeboten wird und dass die Abrechnung pro Transaktion geschieht. Die Preise beginnen bei 4.90 Franken pro Transaktion – abhängig vom Volumen und den Anforderungen des Kunden. Und: UbiID ist monatlich kündbar – dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die neue Verordnung des Bundesrats vorerst auf sechs Monate beschränkt ist. "Eine Prognose dazu, was danach kommt, ist schwierig zu machen", erklärt CEO Patrick Brazzale. "Wir gehen allerdings davon aus, dass die Gesetze in der Schweiz über kurz oder lang so angepasst werden, dass auch in Zukunft eine Form der Autoidentifikation möglich sein wird – so wie dies im EU-Raum bereits heute der Fall ist. Die Schweiz kann bezüglich Digitalisierung nicht auf der Bremse stehen."
(mw)