Etwas nervös war Judith Bellaiche, die Geschäftsführerin von
Swico, schon, als der Zeitpunkt der GV immer näher rückte. Und doch: «Eine schriftliche Generalversammlung, das war uns nach der ersten Verschiebung klar, wäre dem Wirtschaftsverband der ICT- und Online-Branche nicht gerecht geworden.» Die Herausforderung lag dabei weniger im statutarischen Teil als im Erlebnisgehalt: Traditionsgemäss spielen bei
Swico, neben dem offiziellen Teil, eine anregende Keynote sowie Networking eine wichtige Rolle. Beides galt es ins digitale Erleben einzubauen.
Alles wie immer – und doch ganz anders
Im Kaufleuten in Zürich, wo die GV ursprünglich hätte stattfinden sollte, wurde eine Lounge installiert – mit korrektem Abstand, aber dennoch gemütlicher Atmosphäre. Swico-Präsident Andreas Knöpfli und Geschäftsführerin Judith Bellaiche führten von hier aus durch den Anlass.
In seiner Präsidialadresse unterstrich Andreas Knöpfli die Rolle der Digitalisierung – nicht nur während der Coronakrise. Er betonte aber auch, wie stolz Swico-Mitglieder sein dürfen, weil sie in diesen schwierigen Zeiten einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung von Alltag und Berufsleben sowie zum Funktionieren der Wirtschaft beigetragen haben.
Judith Bellaiche präsentierte Highlights aus dem Swico-Jahresbericht und genoss es sichtbar, die Grafiken im Raum schweben zu lassen. Was sicher auch daran lag, dass es viel Erfreuliches zu berichten gab: Ein Anstieg bei der Mitgliederzahl auf 655, grosses Engagement in den Interessensgruppen und Circles, rege Mitwirkung in der Community, 25 Jahre
Swico Recycling und die Stärkung der Eigenverantwortung der Branche.
Anschliessend wurden die Traktanden gewohnt zügig abgehandelt: Jahresbericht, Jahresrechnung und Budget wurden mit grossem Mehr oder einstimmig angenommen; Urs Fischer und Pierre Muckly wurden aus dem Vorstand verabschiedet, neu gewählt wurde Frank Brunschweiler von Telion, der sich bereits seit einiger Zeit in der IG Consumer Electronics engagiert.
Dass der statutarische Teil so reibungslos klappte, benötigte minutiöse Vorbereitung: Bei jeder Anmeldung wurde erfasst, ob jemand stimmberechtigt war oder nicht; ob eine Stimmrechtsvertretung gewünscht war und an wen diese erteilt wurde. Darauf basierend wurden die individuellen Zugangslinks einige Tage vor der GV verschickt. Wer stimmberechtigt war, hatte pro Traktandum 20 Sekunden Zeit, um abzustimmen, die Resultate wurden anschliessend sofort eingeblendet. Und in diesem Punkt, da war sich Judith Bellaiche sicher, würde nichts schief gehen: Michael Dürst von Group Consulter, der für die Technik zuständig war, sorgte nämlich auch während der Session in der Bern Expo für das korrekte und effiziente Abstimmen.
Nach dem offiziellen Teil präsentierte Philomena Schwab in ihrer Keynote eindrückliche Zahlen zu der Gaming-Industrie in der Schweiz – unter dem Titel «Game-Entwicklung in der Schweiz – Neue Medien auf dem Vormarsch». Frisch und eloquent erzählte die preisgekrönte Jungunternehmerin über ihren Werdegang und ihre Spiele und gewährte einen Einblick in ihr Spiel «Niche», in dem nicht nur Spass, sondern auch Wissen über Genetik eine wichtige Rolle spielt.
Kurz bevor eines der virtuellen Tiere zu verhungern drohte, eröffnete Judith Bellaiche den Netzwerk-Apéro: Wer sich rechtzeitig für die GV angemeldet hatte, hatte im Vorfeld ein Apéro-Set zugestellt erhalten. In 20 Break-Out-Räumen konnte man einander treffen, sich zuprosten und austauschen. Nicht ganz so locker, wie sonst an einer Swico GV – aber durchaus unterhaltsam.
Erfolgreiche erste digitale GV
Judith Bellaiche ist erfreut und erleichtert zugleich über ihre erste digitale GV: «Nach all den Zoom- und Teams-Konferenzen dachte ich ja, ich wüsste, was auf mich zukommt. Aber was da alles an Planung, Programmierung und Technik dahintersteckt, ist nicht zu unterschätzen.» Und ja, etwas riskant sei es natürlich schon gewesen, als erstes digitales Event gleich eine Generalversammlung zu organisieren. Und doch war für sie von Anfang an klar: «Die besonderen Umstände verlangen Mut und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren. Mit dem Risiko, dass nicht alles so klappt, wie gewünscht.»
Der Mut wurde honoriert: Von 233 angemeldeten loggten sich über 200 zur Swico-GV ein. Die meisten blieben bis nach der Keynote dabei; knapp ein Viertel wählte einen Apéro-Raum. Die Hartnäckigsten verliessen den letzten Raum kurz nach 19.15 Uhr – gerade rechtzeitig, bevor sie ein Avatar hinauskomplimentiert hätte.