Dicke Post für Büromac-Kunden: Per Brief teilte ihnen die Waser Holding in den letzten Tagen mit, dass Büromac «nicht mehr uneingeschränkt» seinen Verpflichtungen nachkomme. Offene Forderungen seien daher an Waser zediert und die geschätzten Kunden seien gebeten, Rechnungen nicht an den neuen Besitzer Dataquest, sondern an Waser zu bezahlen.
Hintergrund: Der Bürofachhändler Waser hatte die Büromac-Kette vor einem halben Jahr zuerst an den Reinacher Distributor Systrade verkauft. Der Deal wurde versüsst mit einem Darlehen Wasers an die Büromac AG von einer Million Franken, abgesichert durch Debitorenforderungen. Der Besitzerstolz der Systrade währte indes nur kurz, denn am 20. Juli erklärte sich deren deutsche Mutterfirma, die Prisma-Holding, als insolvent. Systrade-Chef Mike Gasser: «Darauf haben wir sofort mit der Suche nach einem Käufer begonnen, da die geplante Integration unter diesen Umständen nicht mehr möglich war.» Seit dem 1. November 1999 gehört Büromac nun dem Dietikoner Apple-Händler Dataquest – und Waser fürchtet offensichtlich um sein Geld.
Zwischenbesitzer Mike Gasser, Geschäftsleiter der
Systrade, mag das Waser-Schreiben an die Büromac-Kunden nicht kommentieren, da es vermutlich noch Gegenstand juristischer Verhandlungen werde: «Nur soviel: Mein Rechtsempfinden ist empfindlich gestört. Wir haben die Verträge so weiter gegeben, wie wir sie übernommen haben. Ich kann mir das Vorgehen von Waser nur mit Panik erklären.»
Von ungefähr kommt die «Panik» allerdings kaum, denn Systrade hatte beim Büromac-Kauf nicht nur das Millionen-Darlehen von Waser erhalten, sondern Waser gleichzeitig auf Mandatsbasis mit der Buchhaltung der Büromac-Läden betreut. Die Waserleute sind also zweifellos über deren finanziellen Status bestens informiert.
Dennoch will René Schneider, Mitinhaber der Dataquest, noch nicht von einem Loyalitätskonflikt sprechen: «Natürlich ist dieses Mandat etwas pikant, und selbstverständlich ist in meinen Augen die Notifikation nicht gerechtfertigt. Ich muss aber sagen, dass alle Beteiligten immer um Korrektheit bemüht waren. Im Moment sind Gespräche mit Waser im Gange, um eine saubere Lösung zu finden.»
Absetzbewegungen?
Möglicherweise steht Dataquest aber noch mehr Trouble ins Haus: Per Inserat im «Tages-Anzeiger» hatte die Firma zwar am 6. November versichert, dass die Büromac-Kunden weiterhin vom Büromac-Team betreut würden. Dem widerspricht ein Noch-Büromac-Mann vehement: In Wirklichkeit seien die meisten Kollegen – trotz teilweise verlockender Vertragsangebote – nicht bereit, für den neuen Inhaber zu arbeiten.
Dabei spielen offenbar auch Emotionen mit: «Dataquest war immer unser Hauptfeind – auch für alle anderen im Mac-Markt – und hat uns teilweise echt unfair konkurrenziert», so die ITR-Quelle. Von den ehemals über 50 Büromaclern würde wohl nur eine Handvoll bei Dataquest bleiben.
Schneider von Dataquest sieht das anders. Bereits vor über einem Jahr hätten einzelne Büromac-Mitarbeiter bei ihm angeklopft. Er sei nun bereit, die Mannschaft fast komplett zu übernehmen: «Wir können praktisch alle brauchen.» Die Mitarbeiter hätten heute die neuen Verträge vor sich – die alten seien noch von Gasser (Systrade) gekündigt worden – und könnten sich in den nächsten Tagen entscheiden. «Ich gehe davon aus, dass der grösste Teil zu uns kommt», meint Schneider, «Ich hoffe, wir können Ihnen die Sicherheit bieten, die sie nach all den Turbulenzen bei Büromac vermisst haben.»
Filialen geschlossen
Sicher ist zumindest, dass das Büromac-Filialnetz bereits «Bereinigt ist: Der Laden in Basel wurde zugunsten der Dataquest-Filiale in Pratteln geschlossen, die Geschäfte in Baden und Buchs, wo laut Schneider ohnehin nur noch vier Personen arbeiteten, wurden mit dem Dataquest Hauptgeschäft in Dietikon vereinigt. Bereits eingebunden sind die Organisationsstrukturen. Schneider: «In den nächsten Tagen werden noch die letzten Detailprobleme bereinigt, dann sind wir voll aktionsfähig.»
Back to the Roots
Wie aktionsfähig Büromac in Zukunft wirklich noch sein wird, bleibt abzuwarten. Immerhin: In den besten Zeiten hatte die Firma rund 40 Mio. Franken umgesetzt, zuletzt waren es noch an die 25 Mio. Büromac genoss namentlich bei Grosskunden wie Uni Zürich oder der Zürcher Migros-Genossenschaft einen guten Ruf. Letztere hat sogar ihr Mac-Engagement wieder verstärkt und dieses Jahr 600 Macs gekauft (Motiv: einfacher Support – die über 1000 Macs werden von nur drei Leuten gemanagt).
An der Büromac AG waren denn auch – trotz der finanziellen Probleme – noch andere Käufer interessiert gewesen. Eine Absichtserklärung soll namentlich vom grossen süddeutschen DTP- und Mac-Spezialisten Cancom vorgelegen haben. Auch die Schweizer Letec habe sich zumindest für Teile der Firma interessiert. Dem ist Dataquest nun zuvor gekommen.
Laut Schneider will man den Fokus wieder ganz auf das Apple-Umfeld richten, zu dem er auch die Palm-Handhelds zählt: «Das ist unser Kerngeschäft, wo wir kompetent sind. Silicon Graphics werden wir aufgeben und den Windows-Bereich deutlich abbauen. Einzig das Geschäft am Limmatqai mit seiner Laufkundschaft wird hier eine Ausnahme bilden.» (fis / mvb)