Zwar vermeidet man es in der Spielbranche tunlichst, klare Worte in den Mund zu nehmen. Trotzdem zeichnet sich ab, dass das Weihnachtsgeschäft mit Spielen für PCs und Konsolen heuer nicht überall richtig in die Gänge kommt. Ein Grund dafür ist die verschobene Einführung der Playstation 3. Dazu Dominik Hackenbruch, Leiter E-Commerce und Presse beim Weltbild Verlag: «Es wäre absolut wichtig gewesen, die Playstation 3 noch vor Weihnachten zu bekommen. Ein Push ist immer vorhanden, wenn eine neue Konsole auf den Markt kommt.»
Ebenfalls hinderlich ist, dass der Schweizer Verkaufsstart der neuen Nintendo-Konsole Wii am 7. Dezember erst kurz vor Weihnachten erfolgt. Und dass es dann gelingt, genügend Geräte bereitzustellen, um die Nachfrage zu befriedigen, ist unwahrscheinlich. «Wir rechnen damit, dass es eher zuwenig Konsolen und Spiele geben wird, und die Absatzzahlen dadurch dieses Jahr nicht stark beeinflusst werden», sagt etwa Andreas Staub, Sales&Marketing Manager beim Distributor
Thali. Zu guter Letzt scheint auch das unwinterliche Klima dem Geschäft zuzusetzen. «Bei dem Wetter kommen ja überhaupt keine Weihnachtsgefühle auf», so Nelly Kind von
ABC Software.
Nintendo und PC profitieren
Profiteur der Ausgangslage ist
Nintendo mit der portablen DS-Konsole. Dem Hersteller ist es gelungen, mit innovativen Spielkonzepten neue Fans zu gewinnen. Nintendogs etwa macht den Spieler zum virtuellen Hundebesitzer und findet laut Franco Locatelli, Leiter Marketing-Kommunikation bei
Interdiscount, vor allem bei Mädchen Zuspruch. Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging ist ein regelrechter Verkaufsschlager, in Europa wurde der Titel in den ersten neun Wochen nach Verkaufsstart über 500‘000 Mal verkauft, Mit diesem Spiel kann Nintendo sein Kinderspielzeug-Image etwas abstreifen. Über ein Drittel der Käufer sind über 25 Jahre alt, gemäss Herstellerauskunft. Urs Spahr, Vertriebsleiter Media Markt, bestätigt: «Mit neuen, vor allem portablen Konsolen ist es gelungen, ein neues Zielpublikum anzusprechen. Diese Entwicklung erwarten wir dank weiteren Neuankündigungen nachhaltig auch im Weihnachtsgeschäft.»
Ebenfalls sieht es so für den PC aus. «Das wird ein unglaublich gutes PC-Jahr», sagt Andreas Staub von
Thali und nennt Spieletitel wie Gothic 3, Guild Wars Nightfall, FSX und Anno 1701 als Zupferde. Aber auch Klassiker wie Fifa und NHL in den aktuellsten Versionen oder Sims und dessen Erweiterungen verkaufen sich gemäss Staub gut für den PC.
Bei Sony und Microsoft harzt es
Auf der Verliererseite stehen im Moment
Microsoft und
Sony. Obwohl Microsoft mit der Xbox 360 einen guten Start hinlegen konnte, hat sich der Absatz verlangsamt, tönt es aus der Branche. Erschwerend komme bei der neuen Xbox hinzu, dass man einen HDTV-Fernseher braucht, um die grafischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Vor dieser Investition schreckten viele zurück, erklärt Andreas Staub von
Thali.
Noch härter geht Staub mit der angejahrten Playstation 2 von Sony ins Gericht: «Die PS2-Games haben ein Problem beim Absatz, die Konsole geht nun spürbar Richtung End of Life.» Ähnlich klingt es seitens Citydisk. Geschäftsführerin Marianne Zürcher: «Man merkt, dass die Leute langsam, aber sicher nicht mehr bereit sind, grössere Summen in die alten Geräte zu investieren.»
Im portablen Bereich läuft es Sony zwar besser, die Nase vorn hat aber
Nintendo: «Bei den Absatzzahlen steht es im Moment 2:1 für Nintendo DS», sagt Nicole Kind von
ABC Software.
Während seitens der Game-Distis zurückhaltende Töne angestimmt werden, sind die Retailer guten Mutes. Media Markt lässt verlauten, man verzeichne seit Beginn des vierten Quartals hohe zweistellige Zuwachsraten. Bei
Interdiscount liegen laut Franco Locatelli die Umsätze ebenfalls über dem Vorjahr, und die Migros konnte bis jetzt ein Plus von 9,5 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr verzeichnen. Bei Citydisc geht es stückzahlenmässig aufwärts, frankenmässig aber seitwärts: «Die Zahlen sind in etwa gleich. Zwar beklagen wir den Preiszerfall der aktuellen Plattformen, aber das Volumen ist gestiegen. Mehr Spiele fürs gleiche Geld», sagt Marianne Zürcher. Wie das Weihnachtsgeschäft abschneidet, werden die Marktzahlen des Branchenverbandes SIEA zeigen - voraussichtlich aber erst im Februar. (map)
Sony verknüpft PSP
Was
Nintendo bereits mit dem Gameboy Advance getan hat, macht nun
Sony mit der Playstation Portable, kurz PSP. Das mobile Gerät wird zum Client für die PS3. Ein entsprechendes Firmware-Update hat Sony zum Download freigegeben.
Nach der Installation können auf die PSP per WLAN-Schnittstelle Filme, Musik oder Fotos übertragen werden. Die PSP lässt sich aber auch als Eingabegerät für die PS3 verwenden. Mittels Download auf die PS3 können alte Spiele für die PSOne heruntergeladen (kostenpflichtig), dann auf die PSP übertragen und dort über einen Emulator gespielt werden.