Dennis und Daniel Schellhase sind in gewissen Kreisen nicht nur Namen, sondern Legenden. Denn Dennis Schellhase, Head of DACH Market beim NAS-Spezialisten
Synology, und sein Zwillingsbruder Daniel sind allgemeinhin als die Fifa-Twins bekannt. Die beiden Deutschen sind bis heute die erfolgreichsten Turnierspieler, die die Fussball-Game-Reihe Fifa jemals gesehen hat.
Von circa 2002 bis 2010 gewannen die unter den Gamer-Namen Styla und Hero bekannten Zwillinge unzählige nationale und internationale Turniere in der Fussball-Simulation Fifa. Unter anderem sind beide dreifache Weltmeister im Einzel und x-fache Deutsche Meister im Einzel und Doppel. Nach dem Ende ihre E-Sport-Karrieren suchten sie sich neue Herausforderungen in einer Welt, die die Leser von «Swiss IT Reseller» gut kennen: im IT-Geschäft. Während Dennis Schellhase heute bei Synology den DACH-Markt verantwortet, arbeitet sein Bruder ebenfalls in der IT bei T-Systems.
Vom Bolzplatz an die Konsole
Aufgewachsen sind die Brüder mit Jahrgang 1983 in der deutschen Fussball-Hochburg Gelsenkirchen im Ruhrgebiet. «Ich bin mit Fussball gross geworden, die ganze Familie besteht aus Schalke-Fans», so Dennis Schellhase. Das führte dann auch dazu, dass er bei den Schalke-Junioren durchaus ambitioniert das Leder getreten hat. Doch Angebote wie Fussball-Internate, an denen Bildung und Sport parallel gefördert werden, gab es damals nicht. Schellhase: «Die Frage war also: Schule oder Fussball? Ich habe mich für die sichere Variante entschieden.» Das Thema Profi-Fussballer war damit vom Tisch, Fussball wurde zum Hobby.
Parallel dazu kamen er und sein Bruder mit Gaming und vor allem mit Sportspielen in Kontakt. Besonders angetan waren die damals noch nicht mal zehn Jahre alten Brüder von Sport-Titeln, die man an einem Bildschirm gegeneinander spielen kann. Bildung, Sport und Gaming kamen sich dabei nicht in den Weg, sondern ergänzten sich im Freundeskreis der Twins. «Schule, Gaming, Fussballtraining, Bett», wie Dennis Schellhase den Rhythmus seiner Kindheit und Jugend zusammenfasst.
Ein paar Jahre später – das Abitur war gerade erfolgreich absolviert – wurde er für den Pflichtdienst gemustert. Und wurde aufgrund eines ungefährlichen (und bei den Zwillingen identischen) Herzfehlers als untauglich erklärt. «Also habe ich mich für das Studium zum Wirtschaftsinformatiker eingeschrieben, hatte bis zum Start aber ein paar Monate Leerlauf», wie er sich schmunzelnd erinnert. «Da fängt man halt an, etwas mehr zu zocken!»
Wir befinden uns mittlerweile in den frühen 2000ern, womit es plötzlich möglich war, online gegen die ganze Welt zu spielen. Schnell war klar: Die Zwillinge waren gut. Richtig gut. Die zufällig an sie herangetragene Idee, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, wirkte erst absurd, doch prompt qualifizierten sie sich als Erst- und Zweitplatzierter in Deutschland für die WM in Südkorea.
Im Vorfeld der WM wurde im Hause Schellhase wild fantasiert, dass man mit den Preisgeldern das Studium finanzieren könnte – es gab 20’000 Euro für den Ersten, 10’000 Euro für den Zweiten und je 8000 Euro für den Sieg im Doppel zu holen. «Tja, wir fuhren dann da hin, wurden Welt- und Vizeweltmeister und haben auch noch das Doppel gewonnen», so Schellhase. Dass Deutsche im E-Sport etwas gewinnen, war laut Schellhase in dieser Zeit «völlig utopisch».
Nach ihrer Rückkehr aus Seoul «hatte sich die Welt verändert», wie er sich erinnert. Es gab Sponsorenverträge, einen fixen Nebenjob-Lohn und Medienaufmerksamkeit. Und sogar ein bisschen Channel: Bevor sie für den Rest ihrer Gaming-Karriere beim Traditions-Gaming-Club SK Gaming anheuerten, spielten die beiden für das Werksteam von Fujitsu Siemens Computers. Die Details ihrer illustren E-Sports-Karrieren lassen sich online bestens nachvollziehen. Interessierten sei es hiermit ans Herz gelegt, das zu tun.
«Aber wenn man alles gewinnt, fehlt irgendwann das, was einen angetrieben hat: gewinnen zu wollen. Das Gewinnen wird zur Verpflichtung», so Dennis Schellhase, und 2010 beschlossen die Brüder parallel zum Abschluss ihres Studiums, dem E-Sport den Rücken zu kehren. «Ich wollte mich woanders komplett neu durchsetzen müssen», so seine primäre Motivation. Und nach einigen Jahren im Rampenlicht freute er sich auch auf etwas Anonymität.
Ständiger Lernprozess
Die Entscheidung für das Studium zum Wirtschaftsinformatiker war getrieben vom Interesse an PCs, die über das Gaming entstand, sowie der Faszination für betriebswirtschaftliche Themen. Schellhase fügt an: «Ich wusste, ich will in die IT. Ich wollte etwas machen, was mir im Lebenslauf langfristig belegt, dass ich auch etwas anderes als Gaming drauf hab.»
Und so kam es, dass er 2011 als erster deutschsprachiger Mitarbeiter mit nur einem Kollegen, der dafür extra aus Taiwan kam, in der neu gegründeten deutschen Niederlassung von
Synology als Produkt Manager unterkam. Warum Synology? Ganz einfach, so Schellhase: Zum einen war das Produkt spannend. Und zum anderen traf es vor allem einen seiner eigenen Pain Points: Denn die Festplatte mit den Bildern und Videos der WM 2003 ist eines Tages abgeraucht. Und damit waren die Erinnerungen unwiederbringlich weg.
Über die Jahre hat Schellhase bei Synology so ziemlich alles gemacht, was in einer Herstellerniederlassung ansteht: Technischer Support, Sales, Medienarbeit, klassisches Produktmanagement et cetera. «Und dann haben wir uns nach und nach weitere Leute für Bereiche, an denen wir arbeiten und uns verbessern wollten, gesucht, den Umsatz gesteigert und weitergemacht. Heute sind wir hier 120 Leute in unserer Niederlassung», so Schellhase.
An einen Tapetenwechsel denkt er auch nach mehr als zehn Jahren noch nicht. «Ich bearbeite nach wie vor enorm viele verschiedene Themen und habe viel Flexibilität – ich habe hier noch lange nicht ausgelernt», ist er überzeugt.
Eine neue Challenge
Während er die berufliche Stabilität und die grosse Dynamik bei
Synology geniesst, befindet er sich privat derzeit in einer Phase des Umbruchs. «Ich habe letztes Jahr ein Haus in Duisburg gekauft, im August 2022 bin ich dort mit meiner Partnerin eingezogen», wie er berichtet. «Und seit kurzer Zeit weiss meine ganze Familie, dass ich im kommenden März Vater werde.» Langweilig wird’s im Hause Schellhase damit also noch lange nicht – im Gegenteil –, die neue Challenge für Dennis Schellhase steht damit bereits vor der Türe.
Und doch bleibt auch alles ein bisschen beim Alten: Physischen Sport betreibt er nach wie vor als Ausgleich und zum Stressabbau, während er seinem kompetitiven Drive noch immer beim Gaming nachkommt – selbstredend in Multiplayer-Spielen, bei denen man sich an menschlichen Gegnern messen kann. «Denn ich muss zugeben: So ganz ohne Ehrgeiz geht’s nie», wie er grinsend einräumt.
Dennis Schellhase
Dennis Schellhase, Jahrgang 1983, ist gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder im deutschen Gelsenkirchen im Ruhrgebiet aufgewachsen. Die Begeisterung für Fussball brachte die Zwillinge jung in Berührung mit der Fussball-Simulation Fifa und mit knapp 20 Jahren wurden die beiden erstmals Weltmeister im beliebten E-Sports-Titel. Nach dem Karriereende als Profi-Gamer startete Dennis Schellhase im Channel bei
Synology, wo er bis heute arbeitet. Seine Partnerin und er leben in Duisburg und erwarten im kommenden Jahr ihr erstes Kind.
(win)