Der nächste Skandal: Xerox-Buchhaltung fantasievoller als gedacht

28. Juni 2002

     

Die kreative Buchhaltung bei Xerox scheint ein grösseres Ausmass gehabt zu haben, als bisher angenommen wurde. Eine von Xerox angeordnete Buchprüfung, so ist dem "Wall Street Journal" zu Ohren gekommen, ergab, dass zwischen 1997 und 2001 bis zu 6 Mrd. Dollar Umsatz unkorrekt verbucht wurde. Es wird erwartet, dass Xerox bis Montag eine korrigierte Version seiner Bilanzen dieser Jahre herausgibt.

Bei Xerox geht es allerdings nicht darum, dass der Umsatz insgesamt manipuliert wurde, sondern dass vorhandene Umsätze (hauptsächlich aus Langzeit-Leasing-Verträgen) zum Teil zu früh verbucht wurden. Dadurch wurde, gemäss SEC, Umsatz und Gewinn vor allem Ende der 90er künstlich aufgebläht und der Aktienkurs hochgehalten. Leitende Manager erhielten aufgrund der Aktienkurse in diesen Jahren 5 Mio. Dollar Bonuszahlungen und verdienten 30 Mio. Dollar mit Aktienverkäufen.


Paradoxerweise könnten durch die Korrektur der Bilanzen die Zahlen von Xerox in der näheren Zukunft also sogar verbessert werden, denn vorher bereits verbuchte Umsätze können nun wieder in den nächsten Quartalszahlen miteingerechnet werden. Xerox hat ausserdem gerade seine Kredite mit den Banken neu verhandelt, und diese Vereinbarungen sind gemäss Xerox durch die neuen Enthüllungen nicht in Frage gestellt.

Dass bei Xerox in den letzten Jahren "einige Buchhaltungsregeln falsch angewendet" wurden, wie das Unternehmen selbst zugab, war schon länger bekannt. Im April schloss der Kopiererriese einen Vergleich mit der US-Börsenaufsicht SEC, und zahlte 10 Mio. Dollar Strafe. Die SEC schätzte damals, dass Xerox zwischen 1997 und 2000 3 Mrd. Dollar Umsatz zu früh verbuchte.

Das Vertrauen der Anleger in die Buchhaltung von IT-Grossfirmen wird gegenwärtig ja wirklich schwer geprüft. Nach dem Worldcom-Skandal sorgt nun die Buchhaltung bei Xerox wieder für Aufregung, allerdings dürften die neuen Enthüllungen für Xerox weit weniger bedrohlich sein, als die dortigen Finanzmanipulationen für Worldcom. (hjm)




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