Kahlschlag bei Transtec Datacomp im neuen Rümlanger Domizil. Vom bisherigen Kader sind wenige übrig geblieben. Der ehemalige Leiter des Distributionsgeschäfts, Guido Meier, hat die Firma ebenso verlassen wie Thomas Knuchel, der Verkaufsleiter Eugen Zweidler und der langjährige Transtec-Leiter Peter Dietiker. Von einem regelrechten Exodus bei Datacomp sprechen ehemalige Mitarbeiter: Gerade noch fünf von ehemals 25 Leute seien an Bord geblieben. Der vormalige Datacomp-Besitzer, Ulrich Bachmann, ist zwar noch bei Transtec Datacomp dabei, werde die Firma aber nächstes Jahr auch verlassen, heisst es.
Massiv sind auch die Klagen über die Kommunikationspolitik des deutschen High-End-Assemblierers. "Bei der Übernahme im September 99 sagte man uns noch, keiner müsse Angst haben. Aber niemand wusste, was nach dem Umzug von Datacomp und Transtec nach Rümlang passieren wird," meint ein ehemaliger Datacomp-Mitarbeiter, der ungenannt bleiben wollte.
Der Transtec-Vorsitzende, Bernhard Bruscha, bestätigt die meisten der Insider-Informationen. Man habe nach einem katastrophalen zweiten Quartal Massnahmen ergreifen müssen. Zu diesen Massnahmen gehört die komplette Verlagerung der Produktion ins deutsche Stammhaus, die Aufgabe der Notebook-Herstellung und die massive Reduktion der Distributionsaktivitäten. Bei Datacomp seien heute noch etwa 15 Leute tätig, meint Bruscha. "Das passt jetzt auch zum Umsatz," so der Transtec-CEO. Von ehemals ca. 100 Herstellern vertrete Datacomp jetzt noch ca. 30.
Die Schweizer Verluste haben die börsenkotierte Transtec auch in Deutschland ins Elend gerissen. Der ganze Konzern machte in den ersten neuen Monates dieses Jahres 5,2 Mio. Euro Verlust, der Löwenanteil davon entfiel auf die Schweizer Operationen. Dort wiederum sei vor allem die ehemalige Datacomp verlustreich gewesen, meint Bruscha, aber auch der Transtec-Teil war nicht profitabel.
Welche Zukunft für Datacomp Distribution?
Hinter vorgehaltener Hand wird berichtet, Transtec werde die Distributionsaktivitäten in Rümlang ganz aufgeben. Bruscha mag einen solchen Schritt nicht völlig ausschliessen. Bruscha: "Der Endkunden-Bereich von Datacomp passt gut zu uns. Den Rest können wir mitführen." Er glaube, Transtec habe jetzt den Distributionsteil dort, wo er ihn haben wolle. "Wir suchen nicht aktiv einen Käufer und es gibt auch keinen Beschluss, die Distributionsaktivitäten zu schliessen. Doch wenn ein Käufer uns ein gutes Angebot machen würde, würden wir das sicher anschauen." (hc)
KOMMENTAR
Bereits bei der Übernahme von Datacomp durch
Transtec, fragten wir uns (und die beteiligten Manager) ob Datacomp zum deutschen High-End Assemblierer passt. Damals lautete die Antwort, man sei unter anderem auch sehr an der Datacomp Notebook-Produktion interessiert. Eine klare Fehleinschätzung, wie Bruscha heute zugibt. Die Verschmelzung der so unterschiedlichen Firmen hat in einem schwierigen Umfeld nicht funktioniert und sowohl Transtec Schweiz wie auch Datacomp sind heute massiv kleiner als noch vor einem Jahr.
Wir haben uns schon öfter gefragt, woher denn die massiven Zuwächse im Komponenten-Geschäft von Ingram Macrotron und
Tech Data stammen. Seit dem Crash von C-Connect und der massiven Zwangsschrumpfung von Datacomp kennen wir wenigstens einen Teil der Antwort.
Christoph Hugenschmidt